Sommersonnenwende, Litha, Mittsommer
Prospekt zum Ritual vom Freitag, 21. Juni 2024
Mit Beltane und Samhain gehört Litha zu den so genannten "Geisternächten" (wobei manche noch Yule hinzuzählen). In diesen Tagen ist der Schleier zwischen den Welten besonders dünn und das Feenvolk kann gut gesichtet werden. Es heisst, dass zwischen Mittsommer und dem Tag des Heiligen Peters am 29. Juni die Feen ihr Unwesen treiben, Schabernack machen, und manchmal auch Geschenke hinterlassen. Mit Milch und Honig versuchte man sie Milde zu stimmen. Wenn man in dieser Nacht aus Versehen auf Johanniskraut tritt, wird man ins Feenreich gebracht. Einem Brauch zufolge kann man sie besser sehen, wenn man Farnpollen um die Augen schmiert. Es wurde auch Weinkraut in der Hosentasche getragen, um sich vor ihrer Verzauberung zu schützen. Die Kleider linksherum tragen, hilft auch, ansonsten sollte man schnell einen Wasserlauf überqueren.In einem Kreis aus Steinen, Pilzen oder Bäumen sollte man nicht treten und auch keiner wundersamen Musik folgen..... zumindest, wenn man es mit keltischen Elfen zu tun hat, die nicht immer süss sind.
Bei diesem Fest erreicht der Sonnengott seinen Höhepunkt. Von nun an wird seine Kraft schwinden. In jenen Traditionen, die zwei Könige kennen findet nun entweder der Kampf statt, bei dem der Sieger verletzt wird und später seinen Wunden erliegen wird, oder der "Gegenkönig" wird geboren also der Stechpalmkönig. Der junge Gott, der zu Beltane sich im Glanze seiner Jugend mit der Göttin vereinigte, ist nun bereit Verantwortung für das Land zu übernehmen. Mitsommer ist die Zeit seiner Krönung als Herrscher des Landes und so strahlt er seine Kraft auf die Erdgöttin hinab, so dass sie die Früchte des Landes im Überfluss gedeihen lassen kann. Er ist die Kraft, die das Korn zum Wachsen braucht und mit der nächsten Drehung des Rades wird das Korn geschnitten werden. Er ist das freiwillige Opfer, der göttliche König. Eine Entsprechung finden wir im christlichen Johannistag. Die Göttin zeigt sich uns immer noch in ihrem roten Aspekt, der zu Beltane begonnen hat. Nun ist sie schwanger, genauso wie das Land schwanger von den Früchten der Erde ist. Ein weiterer Aspekt der Göttin ist das Wasser. In der folgenden Zeit braucht die Erde Wasser und so wird an Mittsommer heiliges Wasser gesammelt.
Sommersonnenwende zeigt an, dass die Sonne ihren Wendepunkt erreicht hat. Genannt auch Mittsommer ist das Gegenpendant zu Mittwinter. Einer Quelle zufolge bedeutet das "Mitt-", dass die Kelten dieses Fest früher als die Mitte des Sommers bezeichneten, weil es zwischen Beltane und Lughnasad stehe. Weitere Namen dafür sind: Meán Samhraidh, kommt aus dem Irischen und bedeutet Mitte, Höhepunkt des Sommers. Alban Heruin kommt aus dem keltischen (walisischen) und wird in der Druidischen Tradition benutzt. Es bedeutet "Licht der Küste". Der Wasseraspekt, der auch durch den Krebs angedeutet wird, zeigt sich auch hier wieder. Litha könnte mit dem germanischen Wort für Licht oder Monat in Verbindung gebracht werden oder mit lida, was Mond bedeutet. J.R.R. Tolkien benutzte übrigens auch Litha als Name für ein Mittsommerfest in seinem Buch "Herr der Ringe“. All Couples Day gibt Hinweise auf die vielen Hochzeiten in dieser Hoch-Zeit. Passend dazu ist Juni auch der römischen Juno, der Göttin der Ehe gewidmet. Holdertag bezieht sich auf die Göttin Holle und Eichenfest deutet auf die Bedeutung der Eiche im druidischen Kalender hin, welche jetzt auch ihren jährlichen Höhepunkt erreicht. Die Eiche, die wie kein anderer Baum, die Kraft der Sonne verkörpert. In Dänemark wird Mittsommer Sankt Hans (Johannes) genannt. Bei uns findet der Johannistag am 24. Juni statt.
Interessant ist hier, dass viele Heilige oft am Tag ihres Martyriums verehrt werden, Johannes allerdings am Tag seiner Geburt. Tatsächlich ist er der einzige Heilige, der am Tag seiner Geburt verehrt wird. Interessant wird es, wenn man hinzunimmt, dass Jesus' Geburt von Spätfrühling (dem eigentlichen Geburtstag) zum 25. Dezember (in Mittwinternähe) verschoben wurde, damit dieses mit der Geburt aller Sonnengottheiten übereinstimmt. Hier kann man auch die Verbindung zwischen den beiden Königen sehen, der Stechpalmkönig, der den Eichenkönig ankündigt, genauso hat auch Johannes der Täufer den Messias angekündigt.
Der 24. Juni ist gleichzeitig auch der Tag von Fortuna, der Tag der Glücksgöttin. Fortuna, herrscht über den Zufall. Sie wurde ursprünglich als dreifache Schicksalsgöttin gesehen. Sie bringt Chancen und ist somit auch sehr gut mit Wunschzauber um Mittsommer zu verbinden, besonders, wenn wir uns unangenehme Angewohnheiten oder Kummer und Ärger beim Feuer entledigen wollen.
Honigmond wird der Vollmond im Juni genannt und er zeigt an, dass zu dieser Zeit oft Honig gesammelt werden konnte. Das Englische "Honeymoon" für Flitterwochen könnte auch ein Hinweis auf die vielen Hochzeiten in dieser Zeit sein.
Die Sommersonnenwende eignete sich schon immer gut für Feuerbräuche: Sonnenräder formen und ein brennendes Holzscheit über den Kopf wirbeln, brennende Fässer tragen oder brennende Räder den Hügel hinuntertreiben. Feuerlaufen oder auch über die Asche laufen (der ebenfalls magische Kraft zugeteilt wurde). Dabei bildete man gerne eine Kette die nicht reißen durfte. Die meisten ritualartigen Spiele zu Mittsommer haben irgendeinen Feuercharakter. Es ist jedoch auch eine gute Zeit, einen geleisteten Schwur wieder aufzufrischen.
Besondere Orte
- Externsteine in Nordrhein-Westfalen
In der Höhenkammer, auf dem grössten Felsen der Externsteine befindet sich das Sonnenloch, ein rundfester in Richtung Osten. Zur Sommersonnenwende geht das Licht der aufgehenden Sonne exakt durch das Loch auf die gegenüberliegende Wand. Da sich zur Sommersonnenwende genauso viele Leute bei den Externsteinen versammeln wie zu Beltane wird die Höhenkammer aus Sicherheitsgründen mittlerweile abgesperrt. - Stonehenge
eines der berühmtesten Anlagen, bei der auch die Sommersonnenwende speziell beobachtet wird. Die Druiden haben die spezielle Erlaubnis zu Mittsommer ihr Ritual dort abhalten zu dürfen. -
Callanish (Insel Lewis, äussere Hebriden).
In der Landschaft wird ein keltisches Kreuz gebildet und die Steine sind nach den Sonnenwenden ausgerichtet.
Magische Kräuter
Johanniskräuter werden eine Vielzahl von Kräutern genannt die sich je nach Gegend unterscheiden:
Johanniskraut oder Hartheu (Hypericum perforatum)
ist wohl die Pflanze wenn es um Mittsommer geht. In Wales galt sie als "Heilige Pflanze", die Schotten warfen sie ins Mittsommerfeuer. Über Türen und Häuser gab sie Schutz wie das Eisenkraut. Es heisst, sie seien mit der Kraft der Sonne gefüllt und sollten zur Mittagszeit an Mittsommer geerntet werden, um die stärkste Sonnenkraft zu enthalten.
Johanniskraut wird auch oft in Bezug zur Liebe benutzt. Als Heilkraut wirkt es nervenberuhigend und bringt Licht in die Seele.
Kamille (matricaria chamomilla)
darin sahen die Nordvölker das Antlitz des Sonnengottes Balder und nannten es Baldurs Braue. Als "Mutterkraut" reinigte man damit das Wochenbett.
Quendel (Thymus serpyllum)
ein "Frauenkraut" der Freiya geweiht, wurde im Wochenbett unters Kopfkissen gelegt. Die Slawen nannten es "Seelchen der Mutter“.
Bärlapp (Lycopodium)
wurde mit in den Johannisgürtel gewoben und verbrannt. Der gelbe Sporenstaub soll laut knallen, wenn ihn die Flammen berühren.
Beifuss (Artemisia vulgaris).
das heilsame, "heisse" Kraut, ein Frauenkraut, in welchem die Göttin Artemis, Dea-Ana, anwesend sein soll. Ins Feuer geworfen, entsteht eine violette Lohe, durch die man springen konnte.
Arnika (Arnica montana)
wurde um die Felder gesteckt, um diese vor bösen Dämonen zu schützen und damit die Kraft des Kornes nicht schwand.
Ringelblume (Calendula officinalis)
auch Mariengold oder Sonnenbraut (spannende Verbindung von Maria und Braut). Einst der Freiya geweiht, wurde sie bei Liebeszaubern verwendet. Mädchen säten sie in die Fussspuren ihres Geliebten, damit diese zu ihnen kommen.
Holunder (Sambucus nigra)
der Göttin Holle geweiht und mit der Liebe in Verbindung gebracht. Der Holdertag, ein weiterer Name für Mittsommer ist ein traditioneller Tag um Holunderküchlein zu backen. Er gilt auch als Apotheke des Bauern.
Margerite oder Wucherblume (Chrysanthemum leucanthemum)
vor allem eine Orakelblume "Er liebt mich, er liebt mich nicht", unter das Kopfkissen gelegt, träumt man von seinem Zukünftigen.
Stein- und Eisenkraut (verbena officinalis)
gilt als ein heiliges Kraut und steht für Heilung. Es verleiht die Gabe Dinge in einem klaren Licht zu sehen und repräsentiert ebenfalls die Sonne auf ihrem höchsten Stand. Es wird als Schutz gegen den bösen Blick aufgehängt. In Spanien wird der Mittsommervorabend "Nacht der Verbena" genannt. Es heisst, dass im Eisenkraut, der Gefährte der Göttin als Donner anwesend ist. Aus diesem Grund wurde das Kraut rund um das Feld gesteckt, um vor dem Donner zu schützen. Die Schmiede nutzten das Eisenkraut zum Härten und es sollte die Liebe zum "Glühen" bringen. Den Männern in den Liebestrank eingeträufelt, sollte ihr bestes Stück "härten".
Schafgarbe (Achillea millefolium):
die "Augenbraue der Venus" gehört ebenfalls zu den Frauenheilkräutern und steht entsprechend mit Liebesgöttinnen in Beziehung.
Heilziest (Stachys officinalis, Betonica officinalis):
früher ein sehr hoch geschätztes Allheilmittel.
Klette (Arctium lappa):
die Bärenpflanze der Kelten und Germanen ist den Wetter-, Blitz- und Donnergöttern geweiht. In die Giebel gesteckt, hilft sie gegen Blitzeinschlag. In der Mittagsstunde der Sommersonnenwende suchte man unter den Wurzeln die "Johanniskohlen".
Sonnenwendbuschen, Sonnenwendgürtel
sind vor allem aus dem deutschen Sprachraum bekannt. Oft steckt die Königskerze (Verbascum) in der Mitte und wird auch als Sonnenwendpflanze bezeichnet. Sonnenwendgürtel werden oft aus Beifuss geflochten und im Mittsommerfeuer verbrannt. Ein Brauch ist es auch, nur mit dem Sonnwendgürtel bekleidet, einem Kranz in den Haaren und Eisenkraut in der Hand durch die Flammen zu springen.
Kräuterkränze
schmückten Wegkreuzungen oder Heiligenbilder - früher wahrscheinlich Götterstatuen. Auch das Haus wurde festlich geschmückt.
Farnsamen
am Abend der Sommersonnenwende gesammelt, konnten unsichtbar machen. Wenn man sie um die Augen reibt, lassen sie uns das Feenvolk erkennen.
Mistel
die heilige Pflanze der Druiden wurde zu Mittags mit goldenen Sicheln auch Eichen geerntet und durfte nie den Boden berühren.
Aus Kräutern und Blumen wurden auch Teppiche auf den Boden gestreut, auf denen sich die Göttinnen und Götter niederlassen konnten. Erinnerungen an diesen Brauch finden sich bei manchen Blumenfesten z.B. in der Provence.
Ideen für das Mittsommerfest/ritual
- Der berühmteste Mittsommernachtstraum ist von Shakespeares. Dieses Buch an einem schönen Lagerfeuer mit ein paar guten Freuden gemeinsam lesen. Noch lustiger ist es, wenn die Rollen verteilt werden und jeder „seine“ Rolle liest. Eine andere Variante könnte sein, den entsprechenden Film mit Michel Pfeiffer anzuschauen.
- Wenn möglich, an die Sonne gehen.
- Etwas tun, was man sich noch nie getraut hat
- Kräuter ernten
- Einen Sonnentanz machen
- Eine schöne, gefühlvolle Mittagszeremonie veranstalten.
- Früh aufstehen und die Sonne grüssen
- Übers Feuer springen (das Feuer muss nicht gross sind, ein kleines genügt. Wehende Kleidung zusammenbinden und unbedingt einen Wasserkessel in der Nähe haben)
- Im Feuer verbrennen, was man loswerden möchte (nicht vergessen, dieses auch zu ersetzen)
- Einen rituellen Kampf veranstalten.
- Einen Schlangentanz, evt. als Fackelzug in der Nacht, veranstalten.
- Honig auf den Altar stellen oder die Kuchen darin tunken.
- Honigwein (Met) ist das Mittsommergetränk.
Litha steht mit einigen (Heil-) Kräutern in Verbindung. Vorsicht: Bitte bei den entsprechenden Heilkräutern vor medizinischem Gebrauch unbedingt die Neben- und Wechselwirkungen erfragen. (z.B. Johanniskraut kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen). Gute Apotheken wissen Bescheid. Es ist wichtig niemals die ganze Pflanze zu schneiden, sondern immer ca. 1/3 stehen zu lassen, damit sie weiter wachsen kann. Gut ist es auch mit der Pflanze zu sprechen und sie darauf vorzubereiten und/oder einen entsprechenden Chant zu singen. Empfohlen wird auch ein Dankeschön dazu lassen, in Form von etwas Essbarem oder roter Kreide.